Wenn der Herbst die Alpen vergoldet

Von Lara Steiner • 2025-10-21

Ein Spaziergang durch das Engadin zeigt, wie intensiv die Farben der Jahreszeit in der Schweizer Bergwelt leuchten. Zwischen Lärchen und Seen verwandelt sich die Landschaft in ein stilles Gemälde.

Wenn der Herbst die Alpen vergoldet

Wenn der Herbst über das Engadin zieht, verwandelt sich die Landschaft in ein farbintensives Schauspiel. Die Lärchen leuchten in kräftigem Gold, während die Gipfel bereits den ersten Schnee tragen. Zwischen den stillen Seen spiegelt sich das warme Licht der tiefstehenden Sonne – ein Moment, der Fotografen und Spaziergänger gleichermassen fesselt.

In dieser Jahreszeit wird das Tal ruhiger. Die Touristenströme des Sommers sind versiegt, und die Bewohner kehren zu ihrem gewohnten Rhythmus zurück. Auf den Märkten duftet es nach Kastanien und Bergkäse, während Kinder die letzten warmen Tage im Freien geniessen. Es ist eine Zeit, in der das Leben langsamer und bewusster wird.

Für viele Engadiner hat der Herbst auch eine praktische Bedeutung. Die Kühe kehren von den Alpweiden zurück, und in den Dörfern beginnt die Erntezeit. Alte Bräuche wie das 'Schlussschlachten' oder das gemeinsame Brotbacken werden gepflegt und verbinden Generationen miteinander – Tradition, die in der Schweiz lebendig geblieben ist.

Die Natur zeigt sich im Oktober von ihrer poetischsten Seite. Morgens legt sich Nebel über die Täler, am Mittag bricht die Sonne durch und lässt das Laub in fast übernatürlichem Glanz erstrahlen. Diese Mischung aus Vergänglichkeit und Beständigkeit zieht jedes Jahr Besucher an, die das Gefühl der Ruhe suchen.

Doch der goldene Herbst ist kurz. Schon Mitte November senkt sich die Kälte über die Region, und die Farben verblassen zu gedämpften Tönen. Für viele ist das der Reiz des Engadins – die Intensität eines Moments, der weiss, dass er vergeht. Wer ihn erlebt, trägt ihn lange im Gedächtnis.

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