Über Felsen und Wolken: Die Route zum Säntis
Von Tobias Baumgartner • 2025-10-29
Eine Bergtour, die selbst erfahrene Wanderer fordert – und belohnt. Zwischen Nebelfeldern und Gratpfaden entfaltet sich die ganze Wildheit des Appenzells.

Der Säntis thront mit seinen 2'502 Metern als Wahrzeichen des Appenzellerlands. Wer den Gipfel zu Fuss erklimmt, erlebt eine Landschaft, die sich mit jedem Schritt verändert – von sanften Wiesen über schroffe Felsen bis zu kargen Höhen. Der Aufstieg ist anspruchsvoll, doch jede Anstrengung wird mit einem atemberaubenden Blick über die Schweiz belohnt.
Am frühen Morgen starten die meisten Wanderer im Tal, wo der Nebel noch in den Senken hängt. Die Wege führen durch Tannenwälder, über steinige Serpentinen und an Almhütten vorbei, aus deren Kaminen der erste Rauch steigt. Die Luft riecht nach Moos und frischem Holz – ein Duft, der zum Innehalten einlädt.
Je höher man steigt, desto stiller wird es. Nur das Rauschen des Windes und das ferne Läuten von Kuhglocken begleiten den Weg. Hier oben scheint die Zeit langsamer zu vergehen, als würde der Berg selbst die Hektik des Alltags dämpfen. Man spürt, wie Demut und Kraft ineinander übergehen.
Die letzte Etappe verlangt Konzentration. Der Pfad ist schmal, der Untergrund uneben, und das Wetter kann sich rasch ändern. Doch wer durchhält, erreicht den Gipfel – und mit ihm das Gefühl, Teil von etwas Grösserem zu sein. Der Blick reicht vom Bodensee bis zu den Berner Alpen.
Am Gipfelhaus treffen sich Menschen aus allen Regionen. Fremde teilen Tee, Geschichten und die Freude, es geschafft zu haben. Diese Gemeinschaft im Moment, geboren aus Anstrengung und Natur, macht den Reiz des Säntis aus. Jeder Abschied fällt schwer, weil man weiss, dass der Berg einen Teil von einem selbst bewahrt.